Nachsorge-Programm für Betroffene der Flutkatastrophe offiziell gestartet
Die Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli 2021 hat bei vielen Betroffenen sichtbare und unsichtbare Spuren der Verwüstung hinterlassen. Die psychischen Folgen machen sich dabei oft erst schleichend bemerkbar. Der Opferbeauftragte der Landesregierung Detlef Placzek und der Paritätische Landesverband Rheinland-Pfalz | Saarland haben eine langfristige Struktur zur psychosozialen Nachsorge aufgebaut. Das Angebot wurde am 28. und 29. März 2022 im Rahmen zweier Auftaktveranstaltungen vorgestellt und offiziell eröffnet.
„Die Flut hat nicht nur den Lebensraum, sondern das gesamte Leben vieler Menschen zerstört. Rettungs- und Einsatzkräfte, ehrenamtlich Helfende und die Betroffenen selbst stoßen oft an ihre Grenzen. Trotz der traumatisierenden Erfahrungen, die auf die Einzelne oder den Einzelnen ganz unterschiedliche Auswirkungen haben, muss der Alltag bewältigt werden. Die Menschen müssen aufbauen, reparieren, weiterhin funktionieren und sind neben der körperlichen Beanspruchung meist auch starken psychischen Belastungen ausgesetzt. Das Nachsorgeangebot des Opferbeauftragten und der Paritätischen ist für diese Menschen ein ganz wichtiges Angebot“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
„Uns war schnell klar, dass die Hilfe für die Menschen mehr sein muss als der Aufbau von Gebäuden. Menschen brauchen einen langfristig angelegten Rahmen und vertrauensvolle Unterstützung, um das Erlebte verarbeiten, Selbstheilungskräfte zu aktivieren, um neue Kraft schöpfen zu können. Und gerade hierfür ist die Selbsthilfe prädestiniert“, so Michael Hamm, Landesgeschäftsführer des Paritätischen und seine Stellvertreterin Regine Schuster.
Als neutraler und unabhängiger Ansprechpartner für Betroffene übernimmt der Opferbeauftragte der Landesregierung Rheinland-Pfalz, Detlef Placzek, in der Phase der Nachsorge eine Lotsenfunktion, die unter anderem auch eine längerfristige psychosoziale Versorgung im Krisengebiet gewährleistet.
„Als meine Aufgabe betrachte ich es, Menschen in einer emotionalen und finanziellen Ausnahmesituation größtmögliche, zeitnahe und unbürokratische Hilfestellung zu vermitteln. Seit dem 15. Juli 2021 habe ich als Opferbeauftragter der Landesregierung Rheinland-Pfalz viele Hilferufe Betroffener empfangen und empfange sie auch noch heute. Verbindendes Element fast aller Anrufe ist die Schilderung der traumatischen Erlebnisse während oder direkt im Anschluss an die Flutnacht und deren Folgeerscheinungen“, so Placzek in seiner Ansprache.
„Die Erlebnisse der Katastrophe sitzen tief, Erinnerungen sind präsent bei den Be-troffenen, aber auch bei uns. Sie wirken nach, brauchen Zeit der Auf- und Verarbei-tung. Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass das psychosoziale Nachsorge-Angebot auf viel Zuspruch stoßen wird und für die von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen eine echte Hilfe und Unterstützung ist“, betonte Sozialminister Alexander Schweitzer.
Vor diesem Hintergrund hat der Opferbeauftragte in Kooperation mit dem Paritätischen Landesverband Rheinland-Pfalz | Saarland, dessen Abteilung WeKISS (Westerwälder Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe bzw. für das Projekt begründete KISS Ahr) sowie dessen Mitgliedsorganisation SEKIS Trier (Selbsthilfe Kontakt und Informationsstelle e.V. Trier) eine langfristige, psychosoziale Nachsorgestruktur für die vom Hochwasser betroffenen Menschen aufgebaut. Die Selbsthilfeangebote beziehen sich eng auf die Anliegen der Betroffenen und ergänzen bestehende Angebote der Beratung, Seelsorge und medizinischen/therapeutischen Versorgung in den Regionen. Ziel ist es, Betroffene, Angehörige und Helfende zusammenzubringen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich in Selbsthilfegruppen auszutauschen.
Dafür wurden in den betroffenen Regionen im Ahrtal und in der Umgebung Trier-Eifel jeweils acht lokale Anlaufstellen in Form von Selbsthilfe-Kontaktbüros eingerichtet, die regelmäßige Sprechzeiten anbieten. Zudem werden sowohl angeleitete, als auch selbst organisierte Selbsthilfegruppen initiiert und sollen verstetigt werden. Die Angebote sollen den Austausch der Betroffenen in einem geschützten Raum ermöglichen, helfen in der Gemeinschaft Probleme und Folgen der Flutkatastrophe zu bewältigen, Isolationen aufbrechen und die Bewältigung von Verlust und Trauer unterstützen.
Die Selbsthilfeangebote richten sich an Überlebende, Angehörige, Freundinnen und Freunde der Verletzten, Hinterbliebene der Verstorbenen, Augen- und Ohrenzeugen, sowie an Helfende und Freiwillige, die sich bei Aufräumarbeiten und der Versorgung von Betroffenen engagiert haben oder immer noch engagieren. Diese Angebote sollen der Entwicklung von posttraumatischen Belastungsstörungen vorbeugen und den Menschen bei der Bewältigung des Erlebten sowie auch ihres Alltags langfristig eine Stütze bieten.
Mit den Auftaktveranstaltungen am 28. März 2022 in Trier-Ehrang mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer und am 29. März 2022 in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit Sozialminister Alexander Schweitzer wird das Nachsorge-Programm vorgestellt und offiziell gestartet.
Alle wichtigen Informationen und Kontakte zum Nachsorge-Programm finden Sie hier:
https://www.selbsthilfe-rlp.de/sekis-trier/default-71150028fb
https://www.selbsthilfe-rlp.de/wekiss